Wer von uns erfahrenen selbständigen Übersetzern erinnert sich nicht daran, wie schwierig der Start in die Selbständigkeit war?! Nicht jeder hat einen erfahrenen Übersetzer an der Seite, der ihm beim Sprung ins kalte Wasser hilft. Diese Lücke füllen will Corinne McKay mit ihrem Ratgeber.
(Bild: Birte Mirbach)
Von diesem Buch profitieren sollen aber nicht nur Anfänger; auch Menschen, die bereits als Übersetzer und Dolmetscher tätig sind, will die Autorin zeigen, wie sie effizienter arbeiten und mehr verdienen können.
Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem Beruf des Übersetzers an sich und seinem Arbeitsfeld; was für Arten von Aufträgen, für wen arbeiten, welche Voraussetzungen muss ich für diesen Beruf mitbringen, Berufsverbände, wie berechne ich meine Preise etc.
Im zweiten Oberkapitel geht es dann in medias res: Wie starte ich in meine Freiberuflichkeit als Übersetzer, wie verfasse ich ein Bewerbungsschreiben an potentielle Kunden, wie finde ich erste Kunden und wie baue ich mein Geschäft auf. In einem Unterkapitel beschäftigt sie sich auch mit den Problemen von Übersetzern, die gleichzeitig Eltern sind.
Das dritte Kapitel steht dann im Zeichen der Technik und Büroausstattung. Welche technische Ausstattung brauche ich, aber auch, wie organisiere ich mein Büro sinnvoll. Außerdem stellt sie verschiedene CAT-Tools vor, wobei sie sich auf die bekannteren beschränkt.
Kapitel vier dreht sich dann wieder um die geschäftliche Seite, wie berechne ich, was ich für eine Übersetzung nehmen muss, welche Zahlungsmethoden gibt es, was muss in meine Geschäftsbedingungen hinein und ganz wichtig, was kann ich tun, wenn einmal eine Zahlung ausbleibt.
Im fünften und letzten Kapitel wiederum geht es um Steuern, welche Geschäftsform ich wählen sollte und wie ich mein Geschäft ausbaue. Den Schluss bilden dann zehn Tipps, wie ich meine Kunden zufriedenstelle.
Als europäischer Leser muss man bei diesem Ratgeber kleine Abstriche machen. Corinne McKay ist Amerikanerin und hat naturgemäß den amerikanischen Markt im Auge. Also listet sie auch nur amerikanische Berufsverbände auf und beschäftigt sich mit den Steuern und Geschäftsformen, die für die USA relevant sind. Als Nicht-Amerikanerin muss ich mich in der Hinsicht anderweitig informieren.
Alles in allem deckt Corinne McKay sehr viele Themen ab, die für einen Übersetzer relevant sind; wer denkt als Berufsanfänger zum Beispiel daran, wie wichtig Büroorganisation ist? Allerdings reißt sie alles nur kurz an und geht nicht weiter in die Tiefe. So werden zum Beispiel alle CAT-Tools nur mit ein paar wenigen Zeilen abgehandelt. Man erfährt ihren Namen und den Link zur Website des jeweiligen Anbieters, einen echten Eindruck bekommt man von den Programmen und ihren Funktionen aber nicht. Dafür muss man sich dann die Websites ansehen. Auch das Kapitel über arbeitende Eltern besteht eigentlich nur aus Gemeinplätzen und bietet nicht wirklich etwas Neues.
Fazit: Corinne McKay bietet mit ihrem Ratgeber eine Menge Ansätze zur weiteren Recherche und Anstöße, worüber ich als Anfänger mir Gedanken machen sollte. Das Buch allein reicht als Informationsquelle aber nicht aus. Den Anspruch, auch bereits fortgeschrittenen Freiberuflern noch weiterzuhelfen, löst sie meiner Ansicht nach nicht ein. Dazu bleibt alles zu sehr an der Oberfläche.