Blogwichtel schlagen nur im Winter zu? Weit gefehlt! Die schönsten Beiträge liefern sie erst mit dem Frühlingserwachen. Den Beweis dafür tritt Susi Ackstaller mit ihrem Gastbeitrag übers Kolumnenschreiben an. Vielen Dank, liebe Susi!
Carrie lebt hier nicht
Lifestyle-Kolumnistinnen kennt man ja. Sie sind Mitte 30. Sie leben in New York. Sie sind bildschön, natürlich. Stilikonen? Sowieso! Das Schreiben besagter Lifestyle-Kolumnen kostet sie maximal einen halben Abend in der Woche, der Text flutscht geradezu aus ihren Macbooks heraus. Ihr Stundenhonorar muss in die Tausende gehen. Die restliche Zeit hängen sie mit Freundinnen rum, sprechen über ihr letztes Date und essen Macarons.
Tja, was soll ich dazu sagen, außer: Träum weiter!
Seit 2,5 Jahren nun schreibe ich eine monatliche Lifestyle-Kolumne für die Welt kompakt. Und nichts davon stimmt. Gar nichts. Selbst auf die Macarons muss ich verzichten, auf die obligatorischen Manolos sowieso – und dabei wäre das noch der leichteste Part. Von flutschenden Texten will ich gar nicht reden. Bei mir flutscht nix – nicht mal, wenn die drängende Deadline zu Schweißausbrüchen führt.
Wobei das Nichtflutschen des Textes schon einen kleinen Fortschritt bedeutet. Heißt es doch, dass ich ein Thema habe! Klar, es gibt Themen wie Sand am Meer! Aber mit ein bisschen Druck im Nacken findet sich manchmal nicht mal eines … und wenn doch, hat schon jemand anderer darüber geschrieben. Natürlich jemand, der viel besser schreibt. Ohnehin schreiben sowieso alle besser. (Wie komme ich eigentlich zu dieser Kolumne? Hatte der Chefredakteur damals denn keine Augen im Kopf? War er vielleicht betrunken? Soll ja vorkommen.)
Irgendwann ist dann der (Druck-)Punkt erreicht, wo das Thema egal wird. Dann schreibt man auch mal über Tomatensaft und Übergangsjacken. Hauptsache, man schreibt. Irgendwas. Und liefert. Mit etwas Glück merkt ja keiner, dass man kein Thema hatte. Und gar nicht schreiben kann.
Der erste Satz? Ein Drama. Nicht selten ein halbtägiges. Schreibtrainer raten ja bei Blockaden mitten im Text anzufangen. Aber was, wenn einem auch für mittendrin nix einfällt. Was, wenn einem überhaupt nichts einfällt. Was, wenn die locker-flockigen Wortspiele, die einem (mir!) genau dann einfallen, wenn man just nichts zum Schreiben hat – plötzlich wie weggeblasen sind.
Ja, was dann?
Freundinnen werden alarmiert, oder auch gerne mal ganz Facebook. Susi schreibt wieder ihre Kolumne, oje. Man kennt das ja mittlerweile, tätschelt das Händchen, reicht Schokolade und Milchkaffee. Lässt mich jammern! (DANKE!!) Jaja, das wird schon! Hat doch immer noch geklappt.
Ja, aber – wenn diesmal nicht?
Irgendwann stehen auf dem Monitor dann tatsächlich 1.800 Anschläge. Eine Überschrift. Und mein Name darunter. Und diese 1.800 Anschläge werden sogar noch gedruckt! Dann ist die Welt dieser kleinen Kolumnistin wieder Ordnung.
Zumindest bis zum nächsten Monat.