Zunächst einmal: Was sind Kollokationen?
Kollokation bezeichnet die lexikalische Verbindbarkeit von einzelnen Wörtern, sprich: welches Wort passt mit welchem zusammen? Wenn ich z.B. an das Wort „Klage“ denke, welche Verben kann ich dafür im Deutschen verwenden:
„eine Klage anstrengen / erheben / einreichen / gegen jemanden anhängig machen“.
In anderen Sprachen hingegen verwende ich in diesem Kontext möglicherweise andere Verben. In den Niederlanden wird „een klaag ingediend“ (eingereicht) oder „aangespand“ („angespannt“; dieses Verb kann auch benutzt werden, wenn z.B. ein Pferd vor die Kutsche gespannt wird), und bei den Belgiern „een proces ingespand“.
In Spanien hingegen wird eine Klage „präsentiert“ (presentar una demanda) oder „eine Aktion gegen jemanden ausgeführt“ (ejercer una acción contra alguien).
Die Engländer und Amerikaner drücken es wiederum ganz anders aus: „to bring/enter an action“ (eine Aktion einbringen) oder „to file a suit.“
Solche Unterschiede finden sich nicht nur in der Fachsprache, sondern auch bei ganz alltäglichen Dingen. Der Niederländer „gebraucht“ sein Mittagessen (lunch gebruiken, der Deutsche hingegen braucht mittags vielleicht zwar ganz dringend sein Mittagessen, „verzehrt/isst/verspeist“ es allerdings. Der Brite wiederum „hat“ sein Mittagessen.
Der Deutsche „wechselt“ sein Bettzeug; der Niederländer „macht sein Bett sauber“ (het bed verschonen).
Ein Deutscher macht Urlaub, der Niederländer hingegen „feiert“ ihn (vakantie vieren). Zum Ausgleich dafür „feiert“ der Deutsche krank, und der Niederländer „ist“ nur krank.
Dieser Unterschiede sollte man sich schon bewusst sein, wenn der Text gut werden soll. Wenn man solche Stellen einfach wortwörtlich übersetzt, kann es passieren, dass der Text vom Empfänger nicht verstanden wird. „Klage“ + „anstrengen“ ergibt eben nicht immer „eine Klage anstrengen“.